Mark Turner Quartet - "Brothersister 2" @ musig-im-ochsen, Muri - Video
PUBLISHED:  May 12, 2015
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„musig-im-ochsen“ powered by murikultur präsentiert am Sonntag 9. November 2014, 20.30 - im Saal des Hotel Ochsen in Muri das

Mark Turner Quartet (USA)

Der Gipfelstürmer der Saxophonisten.

Mark Turner gehört zu den am höchsten geschätzten Saxophonisten seiner Generation, bekannt für seinen forscherischen Intellekt und seine sehr persönliche Ausdruckskraft über das volle Tonspektrum des Tenors. Mit „Lathe of Heaven“ veröffentlicht er sein Debüt als Leader für das Label ECM. Turner leitet hier ein Quartett verwandter Seelen, wobei er sich häufig in ein verschlungenes Wechselspiel mit dem aufstrebenden Trompetenstar Avishai Cohen begibt. Sie spielen weitausgreifende, introspektive Linien von hypnotischer Anmut. Dank der geschmeidigen Rhythmusgruppe aus Bassist Joe Martin und Schlagzeuger Marcus Gilmore liegt subtile Impulsivität in der Luft.

Im Jazz, sagt Mark Turner, müsse man sich mit den Grundlagen auseinandersetzen, immer wieder und immer wieder von neuem. Denn wer in der Sprache dieser Musik etwas Eigenes formulieren wolle, müsse sie ja zuerst ganz begreifen. Von Originalität will er zunächst nicht sprechen, um sie gehe es später. Eigentlich ist ihm die Idee der Originalität sowieso etwas suspekt – sie verführe rasch zu oberflächlicher Effekthascherei. Und alles Oberflächliche widerspricht seinen künstlerischen Ansprüchen. Qualität, Substanz weist in die Tiefe – zu den Grundlagen, den «fundamentals». Um die «fundamentals» aber zu beherrschen, sollte man stets – üben, üben, üben. Jazz sei auch ein Lernprozess. Er selber stecke da noch mittendrin, sagt Mark Turner, der seit Jahrzehnten zu den wegweisenden Tenorsaxofonisten zählt, zu den führenden Jazzern der Gegenwart schlechthin.
Wer Mark Turner zum ersten Mal hört, wird ihn vom Verdacht des Akademismus vielleicht nicht sofort freisprechen wollen. Allerdings hat sein Fleiss mehr mit einer geradezu mönchischen Hingabe an die Tradition zu tun. Mark Turner präsentiert sich immer wieder als virtuoser Improvisator, der über ein stupende Spieltechnik verfügt. Die Primär-Impulse gehen bei ihm dabei durch die Zensur seines Geschmacks, der kaum Licks und Plattitüde durchlässt.
Die neue Aufnahme -„Lathe of Heaven“ bei ECM erschienen - beweisen überdies, dass auch dieser Tenorsaxofonist – heute mehr als früher – im Banne John Coltranes steht. An Coltrane erinnert der melancholische Glanz in seinem Sound. Mit seinem Atemzug verklärt und überhöht er damit einfache Melodien ebenso wie etüdenartige Passagen – ähnlich wie sein Idol. Und wo er in den oberen Registern flötenartige Reinheit zelebriert, nehmen sich die röhrenden Tiefen wie rituelle Signale aus, wie archaisches Hornen. Einst feierte der Jazz das heroische Individuum. Mutig und nonchalant trat es über die Grenzen der Tradition hinweg, um sich dem Horizont zu nähern. Mark Turners Individualität indes schlägt sich in einer seltsam elektrisierenden Innerlichkeit nieder. Sein Spiel ist sozusagen religiöse Verehrung für den Jazz – die Musik, die «Meister».
Mark Turner zählt selber bereits seit Jahrzehnten zu den Persönlichkeiten im Jazz, an denen sich jüngere Musiker orientieren. Dabei hat er aber eher eine Lehre zu verkünden als einen Stil. Ein Charlie Parker mochte immer mehr in die oberen Strukturen der Harmonien vordringen. Coltranes Weg führte von der Funktions-Harmonik über das modale Spiel zum Free Jazz, Miles Davis ebnete den Weg aus dem Jazz in Funk, Rock und Elektronik. Solche Schritte und Fortschritte, solche geradezu heroische Progressionen erlaubt Jazz den Musikern längst nicht mehr. Spricht man Mark Turner auf künstlerische Ziele an, so kommt er eher auf Steigerung und Vervollkommnung zu reden als auf Innovationen. Er möchte, dass seine Musik präziser, expressiver wird. Die künstlerische Individualität soll sich dabei im persönlichen Zugang zu den «Essentials» des Jazz manifestieren. Seinen Jazz-Essenzialismus würde Turner zwar nie so eng fassen wie der Jazztrompeter Wynton Marsalis. Aber auch Turner will an Jazz-«Prinzipien» wie Swing und Blues festhalten. Er kümmere sich selber gerade wieder um den eigenen Approach zum Blues. Hört man Turners neue Aufnahmen, so würde man indes weniger an Blues denken als an dessen sakrales Äquivalent, den Gospel.

Mark Turner, tenor sax
Avishai Cohen, trumpet
Joe Martin, bass
Marcus Gilmore, drums
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