Omnis mundi creatura - Video
PUBLISHED:  Apr 02, 2017
DESCRIPTION:
Stefan Schäfer (*1963): "Omnis mundi creatura" nach Texten von Alain de Lille für Countertenor und acht Kontrabässe, komponiert 2017

Das Werk wurde am 25. März 2017 im Abschlusskonzert des 10. Kontrabass-Kaleidoskops im Kloster Michaelstein unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt.

Die Interpreten:

Johannes Wieners - Countertenor

Kontrabass-Ensemble 1:

Szymon Marciniak
Silvio Dalla Torre
Ekkehard Beringer
Tobias Glöckler

Kontrabass-Ensemble 2:

Clara Heilborn
Ke Duan
Lisa Kläger
Justus Böhm


Die verwendeten Texte von Alain de Lille (Alanus ab Insulis, 1120 - 1202):


Omnis mundi creatura
quasi liber et pictura
nobis est, et speculum.
Nostrae vitae, nostrae mortis,
nostri status, nostrae sortis
fidele signaculum.

(Die Geschöpfe dieser Erde
sind ein Buch und ein Gemälde
und ein Spiegel unsres Seins.
Unserm Leben, unserm Sterben,
unsrer Lage, unserm Lose
können sie ein Zeichen sein.)

Nostrum statum pingit rosa,
nostri status decens glosa,
nostrae vitae lectio.
Quae dum primo floret,
defloratus flos effloret
vespertino senio.

(Unsern Zustand zeigt die Rose,
klar beschreibt sie unsre Lage,
unser Leben stellt sie dar.
Die am frühen Morgen blühet,
kaum erblüht verblüht die Blüte,
wenn am Abend alles welkt.)

Ergo spirans flos exspirat
in pallorem dum delirat,
oriendo moriens.
Simul vetus et novella,
simul senex et puella
rosa marcet oriens.

(Taufrisch siecht dahin die Blüte,
wenn sie blass in Fieberschauern
im Erblühen schon vergeht.
Alt und jung zur gleichen Stunde,
Greis und Kind in gleichem Maße,
welkt die Rose im Erblühn.)

Sic aetatis ver humanae
juventutis primo mane
reflorescit paululum.
Mane tamen hoc excludit
vitae vesper, dum concludit
vitale crepusculum.
Cujus decor dum perorat
ejus decus mox deflorat
aetas in qua defluit.

(Auch des Menschen Lebensfrühling
und der Jugend erster Morgen
blüht für eine kurze Zeit.
Doch im Lebensabend endet
dieser Morgen, und bald naht sich
jedes Lebens Dämmerung.
Noch eh' aller Glanz entfaltet
ist die Schönheit schon vorüber,
und die Zeit fließt drüber hin.)

Fit flos fenum, gemma lutum,
homo cinis, dum tributum
homo morti tribuit.
Cujus vita cujus esse, poena, labor et
necesse
vitam morte claudere.

(Blume wird zu Heu, zu Kote
wird die Perle, und als Asche
zahlt der Mensch dem Tod Tribut.
Unabwendbar ist sein Leben
und sein Sein nur Qual und Mühe,
und das Leben schließt im Tod.)

Sic mors vitam, risum luctus,
umbra diem, portum fluctus,
mane claudit vespere.
In nos primum dat insultum
poena mortis gerens vultum,
labor mortis histrio.

(Auf den Morgen folgt der Abend,
auf das Lachen folgt die Trauer,
auf das Leben folgt der Tod.
Unsres Daseins erste Qualen
tragen schon des Todes Züge,
und die Mühe kündet Tod.)

Nos proponit in laborem,
nos assumit in dolorem;
mortis est conclusio.
Ergo clausum sub hac lege,
statum tuum, homo, lege,
tuum esse respice.

(Uns den Mühen auszusetzen
und den Schmerzen hinzugeben
ist des Todes Forderung.
Unter dies Gesetz gezwungen,
Mensch erkenne deine Lage
und bedenke, was du bist.)

Quid fuisti nasciturus;
quid sis praesens, quid futurus,
diligenter inspice.

(Was du warest neugeboren,
was du bist, und was du sein wirst
oh, beachte es genau.)

Luge poenam, culpam plange,
motus fraena, factum frange,
pone supercilia.

(Weine über Schuld und Strafe,
halte still, nichts übereile,
lege jeden Hochmut ab.)

Mentis rector et auriga
mentem rege, fluxus riga,
ne fluant in devia.

(Lenker, Steuermann des Geistes,
lenke unsern Sinn und sorge,
dass sein Weg nicht irre geht.)
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