Franz Engel: Mir ist alles ans - Wiener Kabarett 1930 - Video
PUBLISHED:  Aug 28, 2014
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Klavierbegleitung: O. Berkowitz.
Hört sein herrliches Couplet, Text anbei.

*
Wer a Geld hat, kann ins Theater gehen
und der kans hat, der muß draußen stehen.
Mir ist alles ans,
mir ist alles ans,
ob i a Geld hab' oder kans.

Wer a Geld hat, kann sich ein Pupperl halten,
und der kans hat, der bleibt bei seiner Alten.
Mir ist alles ans...

Wer a Geld hat, der raucht a Portorikl,
und der kans hat, der zünd' sich an an Tschikl*).
Mir ist alles ans...

Wer a Geld hat, kann sich a Villa schaffen,
und der kans hat, muß in der Badwann' schlafen.
Mir ist alles ans...

Wer a Geld hat, der kauft sich Ananas,
und der kans hat, der frißt an Brinsenkas.
Mir ist alles ans...

Wer a Geld hat, der kauft sein' Schatz a Kleadl,
und der kans hat, kaufts ihr a Feigenblattl.
Mir ist alles ans...

Wer a Geld hat, der fahrt ins Bad im Sommer,
und der kans hat, der schwimmt im Waschtrog umher.
Mir ist alles ans...

Wer a Geld hat, der kocht zu Haus auf Gas,
und der kans hat, der zünd sich an an' Spirituskocher.
Mir ist alles ans...

Wer a Geld hat, der schaut sich an den Reigen,
und der kans hat, der laßt daham sichs zeigen.
Mir ist alles ans...

Wer a Geld hat, der ißt an Schnepfendreck,
und der kans hat, dem läuft die Schnepfen weg.
Mir ist alles ans...

***
HMV BA246, Matr. BL6830 II, 70-1807

*) der DUDEN sagt:
Wortherkunft indianisch/spanisch. Chicle, auf Wienerisch Tschikl:
Aus Rindeneinschnitten des Sapotillbaumes gewonnener Milchsaft, der zur Herstellung von Kaugummi dient.

Ein WIKI Auszug zu Franz Engel:
Franz Engel (* 16. September 1898 in Wien; † 16. Oktober 1944 im KZ Auschwitz) war ein österreichischer Komiker, Conferencier, Coupletsänger und Schauspieler.
Engel war sowohl in Wien als auch in Berlin bekannt und spielte in den bekanntesten Varietés und Kabaretts von Wien und Berlin, wie etwa dem Simpl, Hölle und Moulin Rouge. Er war eine jener Kabarettgrößen Wiens, die nach der Zeit des Nationalsozialismus in Österreich vergessen wurden. Nur wenige seiner Texte und Couplets wurden wiederveröffentlicht, im Gegensatz zu anderen Größen der Zeit vor 1938 wie Armin Berg, Karl Farkas oder auch Fritz Grünbaum, mit dem er dasselbe Schicksal teilte.
Vereinzelt spielte Engel auch in deutschen und österreichischen Filmkomödien, wie etwa 1930 in Carl Lamacs Der falsche Feldmarschall, 1931 in Otto Premingers Die große Liebe.
Zwischen 1930 und 1938 besprach Engel für die österreichischen Filialen von His Master's Voice und Columbia eine Reihe von Schallplatten, z.T. mit namhaften Kabarett-Kollegen. Sie sind heute kostbare Zeugnisse für die Kleinkunst im Wien der Ersten Republik.
1933, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland, musste Engel aufgrund seiner jüdischen Konfession fliehen. Er kehrte nach Wien zurück, wo er aber 1938 nach dem Anschluss erneut fliehen musste. Er gelangte zunächst mit anderen Kabarettisten nach Paris, wo er 1939 gemeinsam mit Erwin Saldern und Fred Berger Teil der von Karl Farkas gebildeten Exil-Kabarettgruppe „Vienne à Paris“ wurde. Anschließend floh er weiter in die Niederlande, wo er nach der deutschen Besetzung der Niederlande im Durchgangslager Westerbork interniert wurde. Dort wirkte er an den von Max Ehrlich gestalteten Theaterabenden mit. Von dort verschleppten ihn die Nationalsozialisten ins Ghetto Theresienstadt, von wo aus er schließlich ins KZ Auschwitz gelangte und am 16. Oktober 1944 ermordet wurde.
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