Ballade vom Schinderhannes - Video
PUBLISHED:  Oct 27, 2010
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Die Ballade beruht auf einer authentischen Biografie. Johannes Bickler hat es wirklich gegeben. Er lebte von 1779 bis 1803 ( zu seiner Hinrichtung). Schriftlich wurden seine Straftaten u.a. in dem Buch von Johann Nikolaus Becker, Pseudonym Apollonius von Beilstein.: "Actenmäßige Geschichte der Räuberbanden an den beyden Ufern des Rheins. Erster Theil, enthaltend die Geschichte der Moselbande und der Bande des Schinderhannes" von 1804 festgehalten. Nun gut - es muss in diesem Buch nicht alles stimmen, da Becker bereits vor 1800 in dem Werk "Versuch einer Geschichte der Hochmeister in Preußen, seit Winrichs von Kniprode bis auf die Gründung des Erbherzogthums" ( Berlin 1798) nachgewiesenermaßen Geschichtsfälschung betrieben hatte. Und sicher war auch der Prozeß auf der linksrheinischen Seite (zu dieser Zeit französisches Gebiet) in Mainz durchaus eine Art Schauprozess. Sowohl, was das vermutlich vorher feststehende Todesurteil, als auch die Art der Motivermittlungen (die neue französische Rechtsphilosophie Schuld auch in gessellschaftlichen Ursachen wie Erziehung, gesellschaftliche Umständen u.ä. zu suchen) im Verfahren und der Verhandlung (nach französischem Recht) und der Hinrichtungsart( für alle gleichemaßen die Guillotine) selbst, sprechen dafür.
Quelle: www.regionalgeschichte.net/bibliothek/texte/aufsaetze/dobras-schinderhannes.html#a3

In Einem sind sich in der umfassend vorliegenden Literatur aber alle Quellen einig - auch die rechtsrheinischen deutschen Quellen - nämlich, dass sich die Taten genauso zugetragen haben und die Motivation von Schinderhannes ausschließlich in Bereichungsabsicht erfolgte. Damit ist er eben aus meiner Sicht kein Held - sondern ein Straftäter, Dieb, Räuber, Verbrecher, Gewalttäter und Mehrfachmörder. Mir ist keine Dokumentation bekannt, in welcher Schinderhannes von den Menschen seiner Zeit im Hunsrück für seine Taten in irgendeiner Weise Anerkennung erfahren hat.
(Quelle: "Eine Feldstudie unter den Nachfahren 1824 eingewanderter Deutscher in der Kolonie Sao Leopoldo (Rio Grande do Sul, Brasilien)", Dr. Mark Scheibe, Uni Mainz, 2007 http://www.brasilienfreunde.de/schinderhannes.htm)

Nachdem ich all dies gelesen hatte, konnte ich die erste Strophe von den Versionen von Wacholder und Folkländer, die da beginnen: " Für Recht und Freiheit bin ich gegangen..." nicht mehr singen. Insofern leicht abgewandelt:

Die Ballade vom Schinderhannes
Allhier im Hunsrück ward ich geboren.
Zum Räuberhauptmann ward ich erkoren .
Gar mancher fiel von meiner Hand.
Schinderhannes ward ich genannt !

Viel in der Welt bin ich gegangen,
im tiefen Wald nahm man mich gefangen.
Man führt mich in die Stadt hinein,
wo ich sollt gefangen sein.

Und aufs Rathaus tät man mich führen,
wohl zwei --dreimal zum examinieren.
Man schreibt mir jedes Wörtlein auf,
und führt mich zum Turm hinauf.

Im tiefen Turm hab ich gesessen
und schlechte Speisen musste ich essen,
bis dann Herr kam heran die Stund,
zu der ich nichts mehr essen kunnt.

Oh, was wird meine Mutter sagen,
wenn sie wird hören von all den Klagen,
dass ich in meinen jungen Jahr´n,
so viel Böses hab getan.

Johannes Bickler dies ist mein Name
und dreiundzwanzig sind meine Jahre,
drei Tag, drei Nächt vor meinem End
empfing ich noch das Sakrament.

Und das Gerüst soll ich betreten.
Fünf Vaterunser soll ich noch beten.
Fünf Vaterunser insgemein,
das wird wohl auch mein Letztes sein.

Ade, lieb Vater, ade, lieb Mutter,
ade, lieb Schwester, ade, lieb Bruder!
Wascht eure Hände in meinem Blut,
damit ihr wisst, wie weh das tut!

Am ändern Morgen, es war beim Dämmern,
hört am Schafott man das leichte Hämmern.
Sein Blut floss strömend wohl in den Sand,
ade, geliebtes Heimatland!
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