Destojewski

Destojewski wurde um 1887 geboren.
In ein Warschauer Waisenhaus gegeben,
verbringt das Kind die Jahre unter
orthodoxem Erziehungsdrill.
Lange Zeit verschwiegen, offenbart ihm
eine wohlmeinende Ordensschwester,
das Mutter und Vater in Omsk leben.
Der junge wirre Geist entflieht der
stieflichen Obhut und macht sich auf
die Suche nach seinen Eltern.
Das Kind lebt lange Zeit auf Strassen
und Wegen. Seine Eltern hat es nie gefunden.
War Destojewski jemals in Omsk?
Nachforschungen ergeben, das Destojewski
in den Wirren des russischen Bürgerkrieges
zwischen die Fronten von Menschewiki
und Bolschewiki gerät.
Mit dem Sieg der Bolschewiki kommt der
mittlerweile um die 40-Jährige
in ein Aufnahmelager für Heimatlose.
Im Zuge der stalinistischen „Säuberungen“
wird Destojewski in den
Archipel Gulak verbannt.
Damit enden jegliche Lebenszeichen.
Diese Aufzeichnungen – Krankenakten –
werden 1992 durch die Institutionen
der ehemaligen Sowjetunion freigegeben.
Sie beinhalten neben der Angabe zahlreicher Stationen,
Umbelegungen nach Nowosibirsk, Tampow,
Jalta und Tula auch Hinweise auf den geistigen Zustand Destojewskis.
FRANZ KRAHL, großer Säufer und Misanthrop,
sucht nach Hinweisen seiner familiären Verbindung
nach Osteuropa, findet die Akte „Destojewski“,
die auch zahlreiche Fragmente literarischer Versuche enthält.
Teilweise verschlüsselt und nicht leicht zugänglich.
Er findet in diesen Bruchstücken eigentümlicherweise
eine Entsprechung seiner inneren Befindlichkeit.
Vor seinem Tod überträgt Franz das Werk ins Deutsche.
Hier nun ist ein Teil der Ergebnisse. Vertont von den Erben.
.von Anfang an war kalt und voller Schnee,
von Sand und Wüste, wo wir lagen,
da tanzten Wolf und Schaf und gute Fee,
um sich den Teufel auszujagen;
von Anfang an war lächerlich und schön,
wie wir mit unsern Flügelpaaren
nach allem schlugen, was bedrohlich schien,
um uns den Fluchtweg zu bewahren.



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