SILLY

Location:
Berlin, Berlin, Ge
Type:
Artist / Band / Musician
Genre:
Rock / German pop / Pop
Site(s):
"ALLES ROT" ist ein Debüt. Aber kein Debüt von Anfängern. Denn es ist das erste Album von SILLY gemeinsam mit Anna Loos.
Vor fast vier Jahren war die Schauspielerin und Sängerin Anna Loos mit Uwe Hassbecker, Ritchie Barton und Jäcki Reznicek von SILLY zusammen getroffen, um sich an dem Projekt zu beteiligen, das als "SILLY& Gäste" Lieder auf die Bühne brachten, die bislang nur von der 1996 verstorbenen Tamara Danz gesungen wurden. Respekt und Ehrfurcht war bei allen Beteiligten zu spüren, für Anna Loos war es aber noch mehr: "Ich habe früher schon in Bands gesungen. Aber ich war auf der Suche nach meiner Musik. Ich bin ja kein Komponist, deshalb konnte ich alleine nicht machen, was ich wollte. Aber als ich dann mit den Jungs zusammen gekommen bin, wusste ich: das ist es!"
Die Jungs, das sind Uwe Hassbecker (Gitarre, Violine), Ritchie Barton (Keyboards) und Jäcki Reznicek (Bass). Anna Loos: "Für die drei ist SILLY keine Band, es ist ihr Leben. Das merkt man schon, wie sie damit umgehen. Nichts wird dem Zufall überlassen oder in andere Hände gegeben, sondern so lange daran gearbeitet, bis alle (man kann s nicht jedem recht machen) zufrieden sind." Kein Wunder also, dass es auch ganze drei Jahre gedauert hat, bis SILLY nun ihr erstes Album mit der neuen Sängerin präsentieren, das erste Studioalbum seit 14 Jahren.
Uwe Hassbecker: "Einen genauen Plan gab es nicht. Eher ein Gefühl, wann wir reif für dieses Album sind. Ganz ohne künstlerischen Druck wollten wir arbeiten und haben es weitgehend auch getan. Aber wenn Du den Fans immer wieder sagst, dass es bereits neue Songs gibt und man an einem Album arbeitet, werden sie natürlich ungeduldig. Es war an der Zeit".
Apropos Zeit. Die nimmt sich Anna Loos reichlich für SILLY, auch wenn sie zu den gefragtesten Schauspielerinnen Deutschlands zählt ("Anatomie", "In liebe ein Eins" "NeuFundLand", "Böseckendorf"). Loos: "Vier bis fünf Monate im Jahr bin ich mit der Arbeit vor der Kamera beschäftigt, da bleibt noch eine Menge Zeit." Und da ist das Singen für Anna Loos dann genau das Richtige: "Ich mache das Schauspielern schon mit Leidenschaft. Aber am Ende spielst Du doch immer eine Rolle und bist nicht Du selbst. Bei der Musik hingegen ist es 100 Prozent Anna. Das ist der entscheidende Unterschied."
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ZEILEN VON JAN JOSEF LIEFERS
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In mir drin ist alles rot, das Gegenteil von tot, mein Freund.
Ich freue mich auf den Tag, an dem das neue Silly-Album im Laden steht. Zufällig und ganz nebenbei werde ich es kaufen und dabei aussehen, als wäre es nichts Besonderes. Ein Typ mit einer tief ins Gesicht gezogenen Mütze kauft eine neu erschienene CD, vielleicht kennt er die Band von früher. Zu Hause wird er mal reinhören. Er bezahlt mit EC-Karte und schlendert lässig vorbei an den Ladendetektiven hinaus auf die Straße. Da steht irgendwo sein Motorrad. Man ist schneller zu Hause, wenn man das Motorrad nimmt.
Ich muss es so einrichten, dass ich allein bin, wenn ich ALLES ROT das erste Mal ganz durchhöre. Synapsen werden sich wild verschalten, Botenstoffe chaotisch übereinander stolpern, es kann Verletzte geben. Das geht ja keinen was an. Ich werde Angst haben, es könnte mir nicht gefallen. Warum eigentlich? Wenn die CD erscheint, werde ich jeden neuen Song schon ein paar Mal gehört haben, schließlich bin ich mit der Sängerin verheiratet. Der Frau, mit der Silly die Endlosschleife des alten Repertoirs verlässt und nun vor etwas steht, das keinen Namen hat. Es ist kein richtiges Comeback, denn obwohl es lange nichts Neues von der Band zu hören gab, war sie nie wirklich weg. Comebacks sind was für zerstrittene Bands, die wieder Geld brauchen und sich deshalb nochmal auf Tour schleppen. Höchstens ist es ein Comeback für mich als alten Fan. Silly hat meine achtziger Jahre in der DDR unangefochten dominiert. Es war damals gar nicht so die Musik, mit dem Klang dieses Jahrzehnts hatte ich es sowieso schwer. Es waren mehr die Texte und die Art, sich bei niemandem anzubiedern, die mir damals gefielen. Aber das ist lange her, inzwischen ist viel passiert. Vielleicht sollte ich ALLES ROT als ein Debütalbum sehen? Für die Konstellation mit Anna trifft das jedenfalls zu. Ein Drittel meiner Landsleute kennt zwar die ruhmreiche Vorgeschichte von Silly, aber die anderen zwei Drittel entdecken die Band erst jetzt und halten sie wahrscheinlich für Neulinge. Was mir ganz gut gefällt, denn es war immer eine der Stärken der Band, sich nicht gemütlich in den alten Hits einzurichten, sondern sich zur Gegenwart zu äußern, mit dem Gefühl für den aktuellen Moment. Das Leben, das gerade dran ist.
Trotzdem werde ich Panik haben, es könnte mir nicht gefallen. Das kenne ich schon. Bei Filmen ist es genauso. Nicht nur bei den eigenen, auch denen von Freunden. Selbst wenn ich sie noch so oft vorher gesehen habe, ist da immer die Sorge, es könnte irgendwas schief gehen, ausgerechnet an dem Tag, an dem zum ersten Mal ein großes Publikum anwesend ist. Das ist natürlich irrational, albern und schon aus technischer Sicht völlig unmöglich, ganz klar. Es muss noch aus meiner Zeit am Theater stammen, da gehörte dieses ungute Gefühl zu jeder Premiere dazu. Und wenn das Album endlich im Laden steht, freue ich mich auf den Tag, an dem die Tour beginnt. Silly ist eine der besten deutschen Live-Bands, auf der Bühne werden sie das klar machen, kein Zweifel. Aber worüber soll ich mir dann Sorgen machen? Keine Ahnung, mir wird schon noch was einfallen.
Jan Josef Liefers
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