MADITA

Location:
Vienna, AT
Type:
Artist / Band / Musician
Genre:
Jazz / Electronica / Pop
Site(s):
Label:
couch records
Type:
Indie
MADITA – „Pacemaker“ (Gran Depot 2010)



Feuerwerk der Neuronen



Mit ihrem dritten Album findet sich Madita im stechenden Trockeneisnebel einer düsteren Disco in den späten achtziger Jahren wieder.

Zwischen spaciger Elektronik, analogem New Wave, trashigem Neunzigerfeeling und kühler Überlegenheit gibt sie mit „Pacemaker“ das Tempo vor. Und das ist gewaltig.



Nach 3 Minuten und 25 Sekunden schießt mir die Frage in den Kopf: „Was hast du mit Madita gemacht?“ Vielleicht inspiriert durch den Titel des Openers ‚ET’ hat sich in meinem Kopf der Verdacht bereit gemacht, extraterrestrische Spaceproduzenten hätten die in Wien lebende Schauspielerin und Sängerin entführt und eine neue Version von ihr auf die Erde zurückgeschickt. Denn in den ersten Minuten von „Pacemaker“ treibt eine verstaubte Drummachine den Rhythmus an, während im Hintergrund sphärische Synthieflächen umherschweben, bis ein fetzig gespielter Bass schließlich eine irdische Referenz Preis gibt. Die Blütezeit von „Madchester“ und seiner musikalischen Electro-Revolution kommt einem in den Sinn, während die schnurrende Bassline gnadenlos ihre Schneise durch den Tanzboden zieht.



Auch das sachte mit Vocoder bearbeitete, zart gehauchte „Runaway“ entführt uns in ein komplett neues Raum-Zeit-Kontinuum. Zwar erinnert die Gesangslinie des Refrains an den better brother des Vorgängeralbums, doch die glitzernden Gitarrenakkordzerlegungen und die spiegelsonnenbebrillte Coolnes der dumpfen Achtzigerbeats lassen keinen Zweifel zu, dass hier auf musikalischer Ebene der vermeintliche Lollypop durch synthetischen Schnee ersetzt wurde. Vor allem „Hey You“, das mit seiner künstlichen Snare-Drum und stolperndem Synthibass-Feeling zuerst noch etwas ziellos scheint, explodiert förmlich in eiskalte Soundkristalle, die einen das Beatgewitter in doppelter Geschwindigkeit ins Gesicht fegt.



Der Pacemaker scheint bei Madita ein Android zu sein, denn fast jegliche organische Substanz der Instrumentierung ist den Maschinen gewichen. Wenn das Tempo zwischendurch wie bei „Take Me“ zurückgenommen wird, erklingt lediglich ein verhalltes Klavier und dumpfe Herzschläge und mulmige Tieftöne bilden den reduzierten und abstrakten Klangboden für Maditas Stimme, die einen dünnen Grad zwischen Ausbruch und Zusammenbruch markiert. Doch das Tempo wird gleich wieder erhöht. Schließlich bleibt keine Zeit, wenn Snake Plissken alias „Die Klapperschlange“ sich im dystopischen Sciense Fiction Klassiker ins Hochsicherheitsgefängnis Manhattan begibt, um seine Mission zu erfüllen, bevor eine explosive Miniaturkapsel seine Halsschlagadern zerfetzt. Doch diesmal hat unser Held nicht John Capenters Musik im Kopf, sondern Maditas düstere Electroballade „Till I“. Der perfekte Soundtrack für unmöglich scheinende Aufträge, der durch das wundervolle Timbre Maditas ein tiefes Gefühl der Hoffnung entstehen lässt, selbst wenn um einen herum sich Geister und Untote aus der Kanalisation erheben.



Im nächsten Track scheint Madita in eben jene Tiefen hinab zusteigen. „Deep“ beginnt wie ein merkwürdiges Stück Spacefunk, das sich dem Hörer zu versperren scheint. Exzentrischer und frecher als Róisín Murphy lotet Madita in androgynem Neonfarbengewand selbstsicher den musikalischen Untergrund aus. Zwischen den Noten wird sogar der rohe Gesang in einer entfernten Aufnahmebox hörbar, ungeschliffen, ehrlich, nackt und frei von jeglicher Bearbeitung. Die Seele der Sängerin offenbart sich hier in nur wenigen Sekunden. Nach dieser Katharsis liefert Madita mit „Sip Of Milk“ eine sanft wogende See von analog generierten Soundteppichen, die einen umspült.

Doch kurz darauf ist Madita bei „Cruising“ schon wieder unterwegs Richtung urbanem Gefilde, begleitet vom Mauergitarrensound David Gilmours. Zwischen zurückgelehnter Überlegenheit in der Strophe und triumphierender Euphorie des Refrains erklingen Elektroniksounds die an Mandalay erinnern, nur ohne dem harmonischen Kitsch und der Popaspekt der Melodieführung könnte an die Anfänge Briskebys referieren, nur ohne der klebrigen Sweetness. Dazu ist die Atmosphäre, die „Pacemaker“ generiert, zu sinister.



Gegen Ende des Albums gelingt Madita ein wahres Glanzstück. Geben die vorhergehenden Songs doch viele Rätsel auf, so wird mit der Nummer „Liberty“ vieles klar und löst sich in einem deutlichen Statement auf. Während die Killers mit einer derart souveränen, tanzbaren Soundbasis wahrscheinlich noch immer die Frage stellen würden, ob wir Menschen oder Tänzer wären, ist Madita längst einen Schritt weiter. Denn sie scheint uns indirekt die Frage zu stellen, ob wir auch wirklich frei sind, in unserem Leben, in unserem Geist und unserer Seele. Madita ist es auf alle Fälle, wie dieses grandiose, dritte Album beweist.



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Madita. Her debut album in 2005 assured us that Divas were not extinct.

That emancipated femininity in all that she touches or sings surrounds you like opium, or cedar. So grounded and yet simultaneously so freeing. A hint of red, a little blue, and drenched in purple. Colors that play in your ears and reach into your soul. Heartaches that leave no scars, but the impression of having been touched.



Her lyrics are of love and life, flirtatiously balanced with the irony of both. A play of words metaphorically cloaked to sneak into the subconscience. They produce the pure emotions that spread so wonderfully through you upon contact. That’s Madita- sensual, sensitive, seductive, and very critical.



All these criteria flow through Madita’s works, though her producer and co-writer dZihan also plays a significant role. This man makes the brass dance and the bass swing- and, by the way, he plays them all himself.



He breathes the spirit of past and present into the music. A playful blend of clichés and innovation, bringing a necessary freshness to our present day, bringing the listener to a quick addiction. A sweet dependence that one does not soon wish to lose.



No one will doubt when I say that the new album, “too”, is simply breathtaking. Not just proving their abilities as a duo, no, they manage to outdo themselves. Together they make associations that are more than simply heard; they are wrapped up like little surprises. “Better Brother”, “Deep Down”, “Because”, and all the other songs have the ability to conjure pictures, which strung together create a film in which anyone can assume the leading role if they like. A magnificent play of senses is begun with a press of the play button, which does not end with the last song. Music that continues to swing and plant itself elsewhere. 13 new works that work their way into your every cell, causing a Maditation effect. Absolute satisfaction, and a desire for more.



Together the two are unbeatable, the founders of a new era of pop with claim and style- quality that is reflected in the manner of their work. Madita and dZihan are well known for the complexity of their productions.



Songs were recorded in different studios, lending a unique sound spectrum to each track. From crystal clear to snowy, the entire range is explored, though always with the same focus- to present Madita in her full brilliance.



Whoever has seen Madita live knows that these two are a winning combination. With their intense sense of pleasure in making music, you wouldn’t put anything past them.



And now if you’ll excuse me, the addiction is calling for Maditation…
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