Blaues Wunder

Location:
Mannheim, De
Type:
Artist / Band / Musician
Genre:
Pop / Rock
Site(s):
Label:
keins
„Vielleicht schreibst du ja heute diesen Song deines Lebens, auf den die ganze Welt gewartet
hat." (der morgen)
Deutschsprachiger Pop drängt sich nicht selten durch die große Geste, die lässige Pose in den
Vordergrund. Dass es auch zurückhaltender, aber dennoch sehr eindringlich geht, zeigt das
Mannheimer Duo anstatt blumen mit ihrem Debütalbum „raus". Schlicht, schlank, einfach,
klar, dennoch ergreifend und mit geradezu isotonischer Lyrik, die aus dem Lautsprecher direkt
in den Herzkreislauf gepumpt wird.
Der große Aufklärer Blaise Pascal hat es nonchalant formuliert: „[…] alles Unglück der
Menschen kommt davon her, daß sie nicht verstehn, sich ruhig in einer Stube zu halten".
Damit ruft er aber nicht nach neubiedermeierlichem Sesselsitzertum; er wünscht sich
Menschen, die erst klare Gedanken fassen und dann handeln.
Gesagt, getan: Der Mikrokosmos von anstatt blumen ist das heimische Wohnzimmer in
Mannheim, wo Lilli Born und Martin Rott vom Sofa aus ihre feinen Texte und Melodien
spinnen. Kennengelernt haben sich die beiden in Bielefeld. Ostwestfalen denken, bevor sie
sprechen, und dieses pascalsche Talent, das großen Songschreibern wie Distelmeyer
(Blumfeld), Spilker (Sterne) und Begemann (Antwort) gegeben ist, findet sich auch auf den
Textblättern von Martin Rott wieder. anstatt blumen hat mit ihnen die ehrliche Arbeit an der
Lyrik gemein, ohne sich in der Tiefe des politischen Diskurses zu verzetteln. Mannheim
wiederum hat den Deutschen den Groove zurückgegeben. Und da wächst zusammen, was
zusammen gehört: Das präzise gesetzte Wort, die auf den Punkt gesetzte Note, das
mitreißende Arrangement.
Denn Lilli und Martin sind beide studierte Musiker, Lilli besorgt den Gesang, Martin hat
Schlagzeug und Musikproduktion gelernt und sich nebenbei die Kunst des Tastenschlagens
angeeignet. Sofa hin, Wohnzimmer her, sie sind „Workaholics", die nicht ruhen, bevor Wort und Klang die perfekte Symbiose eingehen – mal als kleines Kammerstück mit Klavier und
Stimme, dann wieder mit dem vollen Streicherprogramm und Elektro-Tüftelei. Aber immer
transparent und kristallklar.
"ist das Wetter nicht perfekt?" (perfektes wetter)
Im Land der Grübler sind wir es gewohnt, dass
tiefgründige Gedanken ein schweres Gewand tragen
müssen. anstatt blumen kommt aber nicht daher wie ein
Kreuzritter in voller Rüstung, eher wie ein Mädchen, das
sattellos einen Schimmel über die Wiese reitet. Für die
Band war es ein langer Prozess, an dem Punkt
anzukommen, wo das Schwere wieder leicht geworden
ist. Auch mit ihrem letzten Projekt „Blaues Wunder" vor
anstatt blumen waren sie trotz des sehr erfolgreichen
Starts nicht glücklich. „Man muss als Musiker immer
schauen, ob die Musik einem steht", sagt Martin Rott.
Beide hatten festgestellt, mit Akustik-Sets ihr Publikum
besonders berühren zu können. Diese Erfahrung floss
dann ins Konzept für das neue Projekt ein.



Der rote Faden bei anstatt blumen ist aber vor allem das neue WIR-Gefühl. Sie wollen ihrem
Publikum vorleben, dass das Ganze mehr als das Summen seiner Teile ist, dass das „ich
allein" nicht genügt, um echte Wahrhaftigkeit zu leben. Gemeinsam euphorisch sein, starke
Eindrücke zulassen, sich vom Fluss der Gedanken treiben lassen. Lilli versteht es wie keine
zweite, über tief sitzende Dinge mit einer Leichtigkeit zu singen, Martin kanalisiert diesen
Strom mitreißend in komplexen Kompositionen, die trotzdem einfach klingen.
Oder wie Lilli sagt: „Wer fühlen will, muss hören." Dem ist nichts hinzuzufügen.
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